Sonntag, 23. Juni 2013

Epilog


Was noch zu sagen wäre:

Natürlich habe ich diese Tour im Schnelldurchgang gemacht. Eine gemütliche Sightseeing-Tour aber war von Anfang an nicht meine Absicht. Ich habe diese Tour als eine sportliche Herausforderung betrachtet. Immerhin sind dabei ja noch einige ganz passable Naturbilder entstanden. Die kulturelle Seite ist dabei auf der Strecke geblieben, weil dafür auch einige Wege erforderlich gewesen wären, die zusätzliche Anstrengungen bedeutet hätten. Wenn man via Hinweisschild auf ein historisches Bauwerk aufmerksam gemacht wird und man hat schon einige Kilometer hinter sich, der nächste Campingplatz ist noch weit entfernt, überlegt man sich es schon, ob man 5 km Steigungen und Hügel zusätzlich in Kauf nimmt. Desweiteren, und da will ich ganz ehrlich sein, fehlte mir natürlich meine Frau, mein Zuhause und der Komfort, den man im normalen Leben gewohnt ist. Es ist nicht einfach, jeden Tag sein Zelt aufzubauen und immer nur aus vier Taschen zu leben. Jeden Tag, und das hat sich bis zum Schluss nicht geändert, habe ich mindestens eine Tasche durchwühlt und etwas gesucht. Für jemanden, der seinen bisherigen Tagesablauf immer nur strukturiert gelebt hat, war dies eine völlig ungewohnte Situation. Ich wusste nie, was mich am Abend erwartete und wie und wo ich den Tag beenden würde.
Ebenso galt es mit den Widrigkeiten des Wetters klarzukommen. Der harte Gegenwind zu Anfang der Tour hat mir ganz schön zugesetzt, der Regen und die Kälte nachts im Zelt taten ein Übriges um meine Moral zu untergraben. Ich habe zu Anfang oft gedacht: Auf was hast du dich da bloß eingelassen ? Natürlich habe ich auch ein Aufgeben ins Auge gefaßt, aber diese Blöße wollte ich mir nun doch nicht geben. Vor allen Dingen auch nicht, weil ich soviel Zuspruch über die Kommentare auf meiner Seite erfahren habe. Diese Menschen kannst du doch nicht enttäuschen. Ich habe über 7000 Seitenzugriffe gehabt, und das bedeutet für mich, das in dieser Zeit 7000mal jemand an mich gedacht hat. Das rechtfertigt die Fortsetzung der Tour allemal. Ich danke euch allen!
Es gab jedoch auch viele weitere positive Erlebnisse. Da nenne ich zu erst einmal die Bewältigung der sportlichen Herausforderung. Jeden Abend, wenn ich wieder viele Kilometer und/oder Steigungen geschafft hatte, gab mir das ein Gefühl der Zufriedenheit auch wenn ich während des Tages fix und fertig gewesen bin. Ich habe auch die vielen schönen Aussichten genossen die sich mir boten: Bäche, kleine Wasserfälle und auch die Farben des Wassers, seien es die der Nordsee oder die einiger Fjorde und Seen. Auch das Radfahren am frühen Morgen in der Natur mit Vogelgezwitscher gehört zu den schönen Momenten. Begegnungen mit freundlichen und interessierten Menschen werde ich auch in angenehmer Erinnerung behalten. An dieser Stelle auch einen Dank an meine Frau, die mir während dieser Zeit den Rücken freigehalten hat.
Auch meinen/m Kollegen, der/die während meiner Auszeit die täglich anfallenden Arbeiten mit viel Engagement weitergeführt haben, gebührt an dieser Stelle mein Dank.
Bleibt die Frage: Würdest du das nochmal wieder machen ? Die Antwort ist ein klares NEIN.
Die körperliche Anstrengung ist zu groß und die Entbehrungen, die ein eingefleischter Nicht-Camper hierbei auf sich nimmt, muß ich nicht nochmal haben.
Trotz allem: Ich hab's geschafft, die Herausforderung ist bewältigt und meine Neugier befriedigt.
Jetzt geht der Alltag ganz normal weiter.
Grüße und Dank an alle, die mich begleitet haben
euer (ehemaliger) Nordseebiker
Heinz

46.Tag 23.06.2013 Groningen - Nieuweschanz - Norden

Tageswerte:
Tagesleistung:  63,4 km
Durchschnitt: 22,2 km/h
Max.: 36,8 km/h
Höhenmeter: 25m
Gesamtleistung: 3649,4 km


Heute lief alles wie geschmiert und geplant. Ich stand pünktlich am Bahnhof und hatte noch Zeit genug mir einen Kaffee und ein Baguette zu kaufen. Um 9:10 Uhr lief der Zug in den Bahnhof von Nieuweschanz ein und ich fand auch sofort die Strecke Richtung Ditzum. Nun musste ich aber kräftig in die Pedalen, denn die Fähre ab Ditzum fährt nur zu jeder vollen Stunde. Völlig durchgeschwitzt kam ich um 9:58 Uhr gerade noch rechtzeitig dort an. Anschließend, auf der Strecke von Petkum über Emden nach Norden ließ ich etwas ruhiger angehen und war voller Vorfreude auf zu Haus. Der Rückenwind half kräftig mit, die letzten Kilometer zu bewältigen. Pünktlich zur Mittagszeit um 12:00 war ich wieder dort angelangt, wo ich vor sechs Wochen und vier Tagen gestartet war. Damit ist die Mission North Sea Cycle Route abgeschlossen. In den nächsten Tagen werde ich beim Anschauen der Bilder die ganzen Eindrücke verarbeiten. Ich bitte euch auch, meinen abschließenden Epilog zu lesen, in dem ich nochmal ein Resümee der gesamten Tour ziehen werde.



Samstag, 22. Juni 2013

45.Tag 22.06.2013 Schagen - Groningen

Tageswerte:
Tagesleistung:  182,8 km
Durchschnitt: 23,7 km/h
Max.: 45,6 km/h
Höhenmeter: 118m
Gesamtleistung: 3586,0 km

Schade, schade, schade. Es hat nicht hingehauen, ich habe mich mit der Entfernung verschätzt. Nun sitze ich hier in Groningen, was an und für sich überhaupt nicht auf der Strecke liegt. Aber der Reihe nach: Bei trockenem Wetter und starkem Wind fuhr ich heute morgen los. Erstes Etappenziel war der Abschlussdeich über das IJsselmeer. Der Deich ist 32 km lang und 90m breit. Er wurde 1932 nach nur 5 Jahren Bauzeit fertiggestellt und trennt seither das IJsselmeer von der Nordsee.

Und genauso wie ich es mir gewünscht habe, ist es auch eingetreten. Ich konnte mit einem kräftigen Rückenwind den Deich hinter mir lassen. Streckenweise konnte ich bis zu 40 km/h fahren. Das macht Laune. Nicht auszudenken, wenn ich diesen Wind als Gegenwind gehabt hätte. Leider fing es kurz nach Verlassen des Deiches  wieder zu regnen an. Meine Route führte mich immer genau entlang der Küstenlinie. Ich war dauernd damit beschäftigt, zu schätzen wie weit ich war und ob ich es bis halb fünf schaffen würde. Der Regen wurde stärker und auch der Wind drehte sich auf Südost. Jetzt hatte ich Sturm und Regen plötzlich von der Seite oder schräg von vorn. Bis Lauwersoog folgte ich der Strecke, dann bog ich ab, weil ich dreimal fast mit einem Schaf kollidiert war und die Schafscheisse in alle Richtungen spritzte. Inzwischen hatte ich mich auch damit abgefunden, das ich Delfzijl wohl nicht mehr erreichen würde. Jetzt ging wieder die Suche nach einer Unterkunft los. Einmal hatte ich ein B&B gefunden, welches leider besetzt war. In diesen kleinen Ortschaften gibt es keine Hotels oder Gasthöfe mit Vermietung.
Keine Hotels, aber Mühlen
Ab und zu konnte ich jemanden fragen aber so richtig weiterhelfen konnte man mir auch nicht. Und bei dem Wetter liefen auch nicht allzu viele Leute auf der Strasse rum. Schließlich meinte einer, ich solle doch mit dem Zug nach Groningen fahren, dort fände ich bestimmt ein Hotel. Tja, und so bin ich dann für die letzten 16 km in den Zug eingestiegen und hier gelandet. Morgen früh werde ich auch wieder einen Zug nach Nieuweschanz nehmen und mich von dort aus nach Hause durchschlagen. Die holländischen Fahrradwege sind zwar die Besten, die ich auf meiner gesamten Tour hatte, aber aber ich verstehe die Systematik nicht und auf Bundesstraßen darf ich nicht fahren.

Freitag, 21. Juni 2013

44.Tag 21.06.2013 Hoek van Holland - Schagen

Tageswerte:
Tagesleistung:  146,4 km
Durchschnitt: 19,2 km/h
Max.: 40,1 km/h
Höhenmeter: 280m
Gesamtleistung: 3403,2 km

Nach dem Ablegen gestern abend um 23:15 Uhr lief ich noch 'mal eben übers Schiff und habe mir alles angesehen. Wie ein kleines Minikreuzfahrtschiff sind diese Fähren ausgerüstet. Heute morgen um 5:30 Uhr, nach knapp 5 Stunden Schlaf ( 1 Std. fehlt wg. der Zeitumstellung) stand ich auf und machte mich fertig. Danach  hab' ich mich erstmal umgesehen wo wir waren und festgestellt, das es regnete. Habe dann gefrühstückt, einen kleinen Rundgang gemacht
Anlegen in Hoek van Holland
und mich dann zu meinem Rad begeben. Pünktlich um viertel vor acht konnten wir von Bord gehen. Aber ich kam nur ca. 50m weit, weil nämlich zu dieser Zeit gerade ein wolkenbruchartiger Regen runterkam. Zusammen mit zwei jungen Engländerinnen, die nach Norwegen wollten, habe ich mich bis um halb zehn untergestellt und das Schlimmste abgewartet. Obwohl es dann noch weiter regnete bin ich losgefahren, denn ich wollte den günstigen Rückenwind ausnutzen. Das klappte zunächst auch sehr gut, bis ich dann durch einige Ortschaften kam, in denen ich wieder langsamer fahren und öfter mal anhalten musste um mich zu orientieren.
Stürmischer Strand bei Katwijk
Ich fuhr durch Dünenlandschaften wie auf Norderney, 'mal rauf, 'mal runter.Deshalb auch die vielen Höhenmeter. Zandvoort hat mich lange aufgehalten, weil dort zunächst durch Wohngebiete kurvte um dann die Stadt weiträumig durch einen Wald zu umfahren. Ich habe mich dann wieder von der offiziellen Strecke getrennt weil ich nicht so richtig weiter kam. Mein Ziel war ursprünglich, heute noch den Abschlussdamm beim Ijsselmeer zu bezwingen, weil der Wind stürmisch war und genau von hinten wehte. Aber ich habe mich verschätzt. Der Weg war doch weiter, als zunächst angenommen. 20 km vor dem Damm, in Schlagen, habe ich mir, völlig durchnässt ein Hotel gesucht. Ich bin total frustriert und genervt und will jetzt, wo das Ziel so nahe ist, nur noch nach Hause. Ich müsste morgen um 16:50 Uhr die Fähre Delfzijl - Emden erwischen, dann könnte ich morgen abend noch zu Hause sein, auch wenn's dann 200 km sind. Ob das klappt ? Drückt mir die Daumen ! Fotos habe ich nur diese zwei gemacht, obwohl es bei schönem Wetter bestimmt ganz tolle Motive hätte geben können. Bei uns zu Hause hat ein Blitz den Router gekillt, ich kann also nicht posten, ob ich es geschafft habe. Falls ich dann doch noch einen Beitrag schreibe, bin ich in Delfzijl hängengeblieben und muß Sonntag ganz über Ditzum nach Hause fahren.




Donnerstag, 20. Juni 2013

43.Tag 20.06.2013 Copdock/Ipswich - Harwich - Hoek van Holland

Tageswerte:
Tagesleistung:  38,8 km
Durchschnitt: 18,4 km/h
Max.: 44,1 km/h
Höhenmeter: 74m
Gesamtleistung: 3256,8 km




Die Strecke von Ipswich nach Harwich hielt noch einige Hügel und Gegenwind für mich bereit. Aber ich bin betont langsam gefahren da ich genug Zeit hatte. Einchecken ist erst um 20:00 Uhr heute abend. Die Strecke ging zunächst wieder über eine verkehrsreiche Straße, die ich aber schnell verlassen konnte, um nach Manningtree abzubiegen. Von dort aus führte der Weg immer relativ nahe am Wasser entlang nach Harwich.
Zuerst suchte ich den Hafen auf, um festzustellen, wo ich abends einchecken muss. Dabei entdeckte ich die "Brilliance oft the Seas", ein bei der Meyer-Werft gebautes Kreuzfahrtschiff.
Anschließend kurvte ich noch ein bisschen durch die Innenstadt und aß noch einen Happen. Jetzt muß ich immer noch sieben Stunden totschlagen. Mal sehen, was ich mache.-----
Als ich die Innenstadt verließ begann es zu regnen und ich beeilte mich, zu einem Supermarkt in der Nähe des Hafens zu kommen. Jetzt ist es siebzehn Uhr und ich war eine zeitlang im Markt oder im Cafe oder ich war spazieren. Mein Rad mit dem Gepäck musste ich natürlich immer so einigermaßen im Blick behalten. Ich traf noch zwei Motorradfahrer aus Rendsburg und unterhielt mich bei einem Kaffee mit ihnen. Sie haben eine Schottland-Tour gemacht und setzen heute abend wieder über nach Esbjerg. Ich hab' mir zum vorgezogenen Abendessen vier heiße Hähnchenschenkel gekauft. Die waren im Angebot für zusammen £4. Vielleicht kann ich ja damit den hohen Preisen auf dem Schiff entgehen. Naja, ich warte mal weiter.-----
Um 19:30 Uhr machte ich mich so langsam auf den Weg. Vor den Abfertigungshäuschen standen schon einige Autos und auch Radler. Ich zeigte Ausweis und Buchungsnummer und erhielt meine Unterlagen. Dann musste ich nochmal eine Stunde warten, bevor man uns aufs Schiff ließ. Die Fahrräder wurden fest vertäut und dann suchte sich jeder seine Kabine. Ja, und ich hab' tatsächlich wieder Internet hier.

Mittwoch, 19. Juni 2013

42. Tag 19.06.2013 Holbeach - Copdock/Ipswich

Tageswerte:
Tagesleistung:  141,3 km
Durchschnitt: 22,1 km/h
Max.: 53,9 km/h
Höhenmeter: 527m
Gesamtleistung: 3218,4 km

Heute war einer der besten Tage der ganzen Tour. Die nette Vermieterin  hat mich herzlich verabschiedet mit einem "Be careful", und ich startete bei milden Temperaturen und Windstille in den Tag. Natürlich ist es kein besonderer Genuß auf einer vielbefahrenen Autostraße zu fahren, wenn die Trucks ganz knapp an dir vorbeisausen. Aber ich konnte mein Tempo fahren. King's Lynn, mein Ziel für gestern, ließ ich nach einer guten Stunde hinter mir. Gegen 11:00 Uhr machte ich eine Pause in einem kleinen Hotel und lud den Post von gestern hoch. Das ist ja das Tolle, hier in England hat fast jede Kneipe und jedes B&B kostenloses WLAN.
Weiter ging es Richtung Thetford, mein ursprüngliches Tagesziel.
viele Straßen werden von Weißdornhecken begrenzt
Aber es war ja erst  gut halb zwei, viel zu früh um schon Schluss zu machen. Ich beschloss so weit Richtung Ipswich zu fahren wie ich konnte, um mir dann irgendwo eine Bleibe zu suchen.
Rohrbruch
Um halb fünf ließ ich es gut sein. Hatte Ipswich hinter mir gelassen und war in Copdock in einem kleinen Hotel abgestiegen. Mein Rad steht bei mir auf dem Zimmer. Für morgen sind dann nur noch die knapp 40 km bis Harwich eingeplant. Über Nacht werde ich dann die Fähre nach Holland nehmen. So bin ich dann am Freitag morgen wieder auf dem Kontinent.

41.Tag 18.06.2013 Lincoln - Holbeach

Tageswerte:
Tagesleistung:  73,3 km
Durchschnitt: 18,1 km/h
Max.: 41,3 km/h
Höhenmeter: 269m
Gesamtleistung: 3077,1 km

Heute ist nun passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Ich hatte geplant, bis King's Lynn zu fahren, Wetter war optimal. Aus Lincoln heraus musste ich noch einmal schieben, dann wurden die Steigungen aber wesentlich fahrradfreundlicher. Ich fuhr bereits etwa 40 km und war auf der A17, als ich nach einer Pause auf einem Rastplatz bemerkte, das ich rapide Luft aus dem Hinterreifen verlor. Mist, dachte ich. Morgens hatte ich mich noch über mein zuverlässiges Rad gefreut. Ich lief zu einem nahegelegenen Café um eine Pumpe zu leihen, denn ich hatte mir ja keine für die neuen Schläuche gekauft und meine eigene war kaputt. Die Wirtsleute hatten keine und verwiesen mich an eine Tankstelle in ca. 2km Entfernung. Dort versuchte ich zunächst ob ich den Reifen mit Luft aus der Anlage für Autos füllen konnte. Ging nicht. Man lieh mir eine Fußpumpe, aber auch damit bekam ich keine Luft in den Reifen. Ich musste also eine Werkstatt finden. Über "Around Me" versuchte ich ein Taxi zu bestellen, aber irgendwie meldete sich niemand oder man verwies mich an eine andere Nummer, die auch nicht existierte. Schließlich bat ich die Tankwartin, mir ein Taxi zu rufen. Aber die hatte kein Telefonbuch. Letztendlich kam eine Kundin herein, die wusste zwei Taxinummern aus dem Kopf. Somit bestellte mir die Tankwartin dann einen Wagen. Dieser brachte mich dann zu einer Werkstatt nach Boston, wo man mir sagte, es sei zwar gerade Mittagszeit, aber ich könne um 15:00 Uhr wiederkommen und das Rad abholen. Die Fahrradwerkstatt war ein Familienbetrieb: Mutter, Vater und Sohn. Sehr freundliche Leute, welche sehr interessiert waren, wie ich mit dem Handy navigiere. That's to modern for us, meinte der Vater. Ich bedankte und verabschiedete mich und überlegte, ob ich mir hier eine Unterkunft suchen soll oder ob ich noch ein paar Kilometer fahre. Ich entschied mich für's Fahren, obwohl es sich mehr und mehr bewölkte. Und tatsächlich, nach einigen Kilometern begann es zu tröpfeln. Ich fuhr schleunigst in eine Ortschaft hinein und suchte ein B&B. Als ich endlich eines fand, hörte der Regen auf. Also fuhr ich weiter. Dann wiederholte sich das Spiel, jetzt war der Regen aber stärker. Diesmal fragte ich in einem Restaurant nach der nächstmöglichen Übernachtungsmöglichkeit. Man erklärte mir den Weg und sagte, es wären wohl noch 6 Meilen (ca. 10 km). OK, ich hatte ja keine andere Wahl. Während ich noch vor der Tür stand und den Regen betrachtete, kam die Frau hinter mir her und sagte, ihr Mann würde mich fahren. Da war ich erstmal baff. Natürlich nahm ich das Angebot an und wir verfrachteten mein Rad und das Gepäck in seinen kleinen Transporter. Unterwegs erzählte ich ihm von meiner Tour und wusste gar nicht, wie ich mich bedanken sollte als wir ankamen. Er meinte, ich solle 'mal wieder vorbeikommen und was bei ihm essen. Bei diesem B&B handelt es sich um ein kleines englisches Landhaus, mit einer sehr vornehmen Möblierung. Eine ältere Dame empfing mich und schleppte gleich meine Taschen hoch in mein Zimmer, mein Rad wurde in einer Garage abgestellt. Ich hatte fast kein Geld mehr, weil ich einiges für Taxi und Reparatur ausgegeben hatte und fragte, ob sie auch Kreditkarten akzeptiere. Sorry, leider nicht, aber sie beschrieb mir den Weg zum Geldautomaten. Ich holte also mein Portemonnaie von oben und wollte sie gerade bitten, mir die Garage aufzuschließen, da sagte sie, sie müsse sowieso noch zum Nachbarn und ein paar Erdbeeren hinbringen. Anschließend würde sie mich zum Automaten fahren. Da sag ich doch nicht nein. Nach der Rückkehr erledigten wir die Formalitäten und sie lud mich zu einer Tasse Tee in der Lounge ein. Dazu gab's noch ein Stück Kuchen. An diesen Tag mit so vielen freundlichen Leuten werde ich mich gern erinnern. Fotos hab ich leider keine für euch, dafür aber diese tollen Erlebnisse.

Montag, 17. Juni 2013

40.Tag 17.06.2013 Leven/Hull - Lincoln

Tageswerte:
Tagesleistung:  114,0 km
Durchschnitt:  19,1 km/h
Max.:  44,5 km/h
Höhenmeter: 423 m
Gesamtleistung:  3003,8 km


Heute war ein guter Tag zum Fahren. Der Wind war nicht allzustark und kam meistens von der Seite. Geregnet hat es nicht, aber auch die Sonne kam nicht durch. Auf den ersten Kilometern bis zur Humble Bridge nahe Hull
hatte ich nur plattes Land. Im weiteren Verlauf wurde es zwar hügelig, aber nicht mehr so sehr wie an den Vortagen. Die ersten zwei Stunden war ich wieder auf der offiziellen Route unterwegs. Aber das macht hier in England keinen Spass. Ich hoppelte über Feldwege und umkurvte Misthaufen und Bauernhöfe. Nach Verlassen der Humble Bridge bin ich wieder auf die A165 und die A15 eingeschwenkt und fuhr immer geradeaus Richtung Lincoln. Dort traf ich um 15:30 Uhr ein und suchte ein Info-Center auf, von wo aus man mir ein Zimmer vermittelte. Fotografiert habe ich nur das eine Bild. Ansonsten gab es keine besonderen Motive und schöne Aussichten. Das wird wohl auch morgen so bleiben, denn ich werde wieder über die Hauptstrassen fahren. Ich habe mir soeben noch ein kleines Festessen genehmigt. Meine Frau hat mir für die Tour ein paar leckere Spezialitäten in Form von Trockennahrung geschenkt. Schmeckt echt lecker. Man muß nur die Gelegenheit haben, etwas heiss zu machen.

39. Tag 16.06.2013 Whitby - Leven/Hull

Tageswerte:
Tagesleistung:  89,7 km
Durchschnitt: 15,6 km/h
Max.: 52,0 km/h
Höhenmeter: 534m
Gesamtleistung: 2889,8 km


Also, das B&B-Gästehaus, in dem ich übernachtete, war wirklich edel. Und das preiswerteste, das ich bisher hatte. Das Ehepaar hat mich noch sehr herzlich verabschiedet, mir unaufgefordert Wasser für unterwegs nachgefüllt und mir noch eine Banane mit auf den Weg gegeben. Apropos Weg: Die gesamten 35 Kilometer, die ich nach Scarborough zurückzulegen hatte, verliefen auf dem Nationalen Cycle Way No.1.


Und dieser Weg war die bisher schlechteste Strecke, die ich während meiner gesamten Tour befahren habe. Teilweise habe ich gedacht, ich bin in einem ausgetrockneten, steinigen Bachbett unterwegs. Natürlich verlief auch dieser Weg nicht eben, sondern wand sich auf einen Berg hoch. Aber ich will nicht nur meckern. Die Aussicht, die ich von oben auf die See hatte, war schon beeindruckend.

Runter vom Berg ging's genauso langsam wie hoch, denn auf Schotter kann man schlecht bremsen.
In Scarborough hatte man auch wieder eine tolle Aussicht aufs Wasser.

"
Ich entschloss mich, den Weg nach Bridlington auf der Nationalstraße A165 zurückzulegen um schneller voranzukommen. Natürlich war auch hier wieder viel Verkehr, aber man muß auch Kompromisse machen. An und für sich wäre Bridlington für heute mein Endziel gewesen, aber es war erst 15:30 Uhr, es war kein Campingplatz zu sehen und ich war noch fit. Somit bin ich noch weitergefahren bis Leven, das liegt ca. 20 km vor Hull. Zu den  Campingplatzen sei noch Folgendes gesagt: Ich habe zwar desöfteren Plätze auf meiner Route gesehen, aber es handelte sich meistens um sog. Holiday Parks. Hier sind Caravane und Zelte nicht zugelassen, denn hier stellen die Engländer ihre Mobilheime auf.
Aber hier in Leven lag einer fast an der Strecke, den habe ich genommen. Hab' zwar fast kein Handynetz und kein Internet, dafür aber eine warme Dusche und Toiletten mit Papier ! Wie gesagt, man muß Kompromisse machen.

Samstag, 15. Juni 2013

38.Tag 15.06.2013 Durham - Whitby

Tageswerte:
Tagesleistung:  91,1 km selbstgefahren
Durchschnitt:  15,3 km/h
Max.:  53,9 km/h
Höhenmeter:  552m
Gesamtleistung:  2800,1 km


Nachdem ich heute morgen noch schnell den Bericht von gestern neu geschrieben habe, bin ich wieder um 9.00 Uhr gestartet. Wie üblich, musste ich zum Aufwärmen erst ein paar Steigungen überwinden, die waren schon so heftig, das ich schieben musste. Danach ging es eine weite Strecke durch ganz einsame Waldwege.
Inzwischen war ein starker, böiger Wind aufgekommen, der mich permanent von der Seite erwischte. Aber solange ich im Wald war machte mir das nichts aus. In einem Fußgängertunnel wartete ich einen Regenschauer ab. Später kam ich dann durch die Städte Norton und Middlesbrough, wo wieder sehr viel Verkehr herrschte. Bei einem ALDI-Markt kaufte ich was zu essen ein. Regenwolken drohten den ganzen Tag ihre Last abzuladen, aber bis auf wenige Tropfen kam nichts dabei 'rum.
Dann kam wieder der Hammer. Es wurde zunehmend bergiger. Zwischen mir und meinem Ziel Whitby lag noch eine Hügelkette und die hatte es in sich. Steigungen von 20% oder mehr haben mir alles abverlangt. Fahren ging zeitweise überhaupt nicht mehr. Nachdem ich einen Hügel erklommen hatte, ging es wieder 50m runter, dann aber auch gleich wieder 70m rauf. Mein höchster Punkt lag bei 247m. 1/3 der Hügellandschaft habe ich erst geschafft, ich bin schweissnass, der Wind pustet mich ganz kräftig durch und ich friere. In einer kleinen Ortschaft mit wenigen Häusern sehe ich einen Hinweis auf eine Railway-Station. Und genau da sitze ich jetzt und warte auf einen Zug, der mich die letzten 15 km nach Whitby bringt.-----
Ja, und in Whitby angekommen habe ich nach einigen Anläufen auch wieder ein tolles, preiswertes B&B gefunden. Hier scheint irgendwie ein Stadtfest oder so zu sein, aber es ist auf den ersten Blick eine Stadt mit viel Flair.

Die Stadt war Ausbildungsstätte für James Cook. Zahlreiche seiner Schiffe wurden hier gebaut und auch die Südseereise von 1768 nahm hier ihren Anfang. Außerdem diente die Stadt Bram Stoker als Inspiration und Kulisse für sein Werk "Dracula", das 1897  veröffentlicht wurde.